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Das Wallfahrtskloster Blieskastel

Das Kloster Blieskastel ist ein Kloster der Franziskaner-Minoriten in Blieskastel im südöstlichen Saarland. Das Kloster im »Biosphärenreservat Bliesgau« ist eine bedeutende Wallfahrtsstätte im Bistum Speyer.

In der Denkmalliste des Saarlandes ist das Kloster als Einzeldenkmal im Ensemble Klosteranlage »Auf dem Han« aufgeführt.

      


Geschichte

Teil der heutigen Klosteranlage ist die 1682/83 errichtete Heilig-Kreuz-Kapelle. In ihr befindet sich die aus dem 14. Jahrhundert stammende Pietà »Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen«. Sie ist der Anlass für die Wallfahrten ins Kloster Blieskastel. 

     

Heilig-Kreuz-Kapelle 

1682/83 entstand durch »Meister Thomas Gampfer« (Camper) – an Stelle einer kleineren Kapelle – der heute noch stehende, flachgedeckte Saalbau mit dreiseitigem Schluss. 

Bauherren waren die in Koblenz regierenden Freiherren Carl Caspar und Damian Adolph von der Leyen, deren Wappen noch das Portal ziert. Bauaufsicht übte als eifriger Förderer der Kapelle der Leyensche Amtmann Johann Simon Rosinus aus.

Ein Stiftungsbuch enthält als Spender – neben verschiedenen Familienmitgliedern des Leyenschen Hauses – Eintragungen aus allen Bevölkerungsschichten der näheren und weiteren Umgebung.

»Zur vermehrten Einpflanzung christlich katholischer Andacht der Untertanen« wurden auf dem Vorplatz eine Kreuzigungsgruppe mit den Schächern und die »sieben Fußfälle« aus dem Kreuzweg Christi, sowie der Stationen der »Sieben Schmerzen Mariens« und ein Heiliges Grab errichtet. Ein Säulengang bildete den Abschluss der Gesamtanlage.

Der besondere Anziehungspunkt war eine Kreuzreliquie in der Kapelle. Der Schmuck im Kapelleninnern, besonders der sehr farbige Deckenstuck, der erst 1966 bei Renovierungsarbeiten wieder entdeckt wurde, bezog sich ganz auf die Kreuzwallfahrt.

Die Wallfahrtstage waren der 3. Mai und 14. September, die Tage der Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung.

1692 erschien von Pfarrer Karl Desiderius Royer in Homburg ein Wallfahrtsbüchlein zu Ehren des heiligen Kreuzes mit dem Titel »Die glorreiche Erhöhung des heiligen Kreuzes«. Bald kamen wegen der Stationen der »Sieben Schmerzen Mariens« noch der »Schmerzensfreitag« vor Palmsonntag als besonderer Wallfahrtstag hinzu.

Die Gottesdienste besorgten eigene Kapläne, ab 1775 die Franziskaner. 

            

Die Franziskaner

Ab 1804 hielten die Franziskaner wieder Stationsandacht; der Blieskasteler Apotheker Mehler ließ vom Bildhauer Matthias Weysser die Kreuzigungsgruppe nach altem Vorbild wieder herstellen. 

Die beiden Schächerkreuze von 1685, denen 1688 durch Soldaten Arme und Beine verstümmelt wurden, waren noch erhalten und wurden gleichfalls restauriert. 

Sie gelten als die einzigen Großplastiken des 17. Jahrhunderts im Saarland.

Die Kreuzwegstationen in einer halb offenen Säulenhalle stammen aus dem Jahre 1857. Sie ersetzen die zerstörten »Sieben Fußfälle«. 

1829 kam das Gnadenbild »Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen« in die Kreuzkapelle.

Mit den Jahren geriet dieses Vesperbild immer mehr in Vergessenheit, 1829 wurde es aus der Pfarrkirche entfernt und in der Hl. Kreuzkapelle auf dem ›Han‹ abgestellt. In Mäntel und Schleier gehüllt, fristete es auf einer hohen Konsole sein Dasein.

Erst Anfang des Jahres 1911 wurde diese alte Pietà aus dem 14. Jahrhundert sozusagen wiederentdeckt. Der Blieskasteler Geistliche Rat Adam Langhauser ließ die Pfeilenmadonna von Münchener Sachverständigen auf ihre Echtheit und kunsthistorische Bedeutung untersuchen. Nach der Restaurierung wurde die Pfeilenmadonna im März 1913 auf dem Altar der Kreuzkapelle neu aufgestellt und damit eine alte Wallfahrtstradition wiederbelebt.

Die Pietà in der Heilig-Kreuz-Kapelle zog zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Marienverehrer an, mit der Folge, dass die Geistlichkeit der Blieskasteler Pfarrei die Wallfahrtsseelsorge der Pilger bald nicht mehr bewältigen konnte.

Deshalb berief der Speyerer Bischof Ludwig Sebastian am 25. Mai 1924 Kapuziner aus der bayerischen Ordensprovinz zur seelsorgerischen Betreuung nach Blieskastel. Noch im gleichen Jahr wurde nach den Plänen des Architekten Hans Herkommer (Stuttgart) mit dem Bau der Klostergebäudes begonnen.

Der erste Spatenstich erfolgte am 22. September 1924, dem am 5. Oktober 1924 die feierliche Grundsteinlegung folgte. Am 5. Juli 1925 wurde das Kloster eingeweiht und die Kapuziner konnten das Klostergebäude bei der Kreuzkapelle beziehen.

1929 wurde das Kloster zu Ehren der »Schmerzhaften Mutter« konsekriert (von lat. consecrare →weihen, heiligen, ist in der römischen Antike wie im Christentum die Übertragung einer Person oder Sache in den sakralen Bereich).

In den angrenzenden Grünanlagen, die zum Spazieren gehen und zum Verweilen einladen, befinden sich figürliche Gruppendarstellungen des einheimischen Bildhauers Karl Riemann

Darunter befindet sich auch die bildliche Darstellung der Geschichte der Pfeilen-Madonna: »Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen«, die Brudermanns Klause mit Einsiedler, Bildeiche und Pfeilschützen. 

Außerdem befinden sich in den Anlagen ein Brunnen mit der Heiligenfigur von Konrad von Parzham mit einem Bergmann und einer Bäuerin zu dessen Füßen, ein Votivkreuz in Form eines »Ecce homo-Monumentes« (Die wörtliche Übersetzung aus dem griechischen Urtext »Ecce homo« lautet: »Siehe, der Mensch«. In anderen deutschen Bibelübersetzungen wird der Text  dargestellt als: »Seht, da ist der Mensch!«) 

                  

Die Kapuziner

1924 wurden die Kapuziner nach Blieskastel berufen. Ihnen wurde auch – basierend auf einer Entscheidung des Papstes – zugesichert, »dass sich das Gnadenbild zu Recht in Blieskastel befindet und fernerhin daselbst zu verbleiben hat«.

Blieskastel ist wegen der Pfeilen-Madonna »Unsere liebe Frau mit den Pfeilen« ein bedeutender Wallfahrtsort im Bistum Speyer. 

      

Die Franziskaner-Minoriten

Am 10. Juli 2005 übernahmen die Franziskaner-Minoriten der Provinz Krakau von den bayrischen Kapuzinern Kloster und Wallfahrt.

Das Kloster Blieskastel gehört zu den neueren Niederlassungen der Franziskaner-Minoriten in Deutschland. Vier Brüder aus der Krakauer Ordensprovinz leben und arbeiten seit Juli 2005 in dem ehemaligen Kapuzinerkonvent.

      

Die Klosterkirche

Foto:atreyu, wikipedia.org

Da die Zahl der Pilger immer weiter zunahm, reichte der Platz in der Kreuzkapelle nicht mehr aus. Um den zahlreichen Pilgern die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen, wurde im Klostergebäude eine Hauskapelle eingerichtet und im Oktober 1925 von Bischof Sebastian eingeweiht.

Doch auch der Platz dieser Kapelle reichte nicht aus, sodass der Bau einer großen Pilgerhalle beschlossen wurde. Entgegen der ursprünglichen Bestimmung wurde aus der Pilgerhalle ein Gotteshaus, das am Ostersonntag 1929 durch Bischof Sebastian zu Ehren der »Schmerzhaften Mutter« konsekriert wurde.

1946 erfolgte eine Restaurierung der Kirche nach Plänen des Architekten Weis (Saarbrücken). Eine weitere Restaurierung erfolgte in den Jahren 1970-72 bei der die Altarwand neu gestaltet wurde.

Foto:atreyu, wikipedia.org

Im Rahmen der Renovierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen erhielt die Klosterkirche einen neuen Altar, der am 1. Mai 1970 vom Speyerer Bischof Friedrich Wetter in Begleitung von Dekan Josef Neufeld, dem damaligen Pfarrer in Blieskastel und Pater Zeno Ganser, Guardian des Kapuzinerklosters konsekriert wurde.     

Die Orgel der Kirche wurde 1972 von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) erbaut. Das Schleifladen-Instrument verfügt über 18 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur ist elektrisch. Die Orgel ist auf einer Empore aufgestellt und besitzt einen freistehenden Spieltisch.