»Saarwein«, angebaut an der unteren Saar zwischen Serrig und der Saarmündung bei Konz in die Mosel, ist zwar »Saarwein«, aber kein »saarländicher Wein«.
»Saarländischer Wein« kommt von der Mosel, genauer gesagt von der Obermosel. Angebaut wird er im Bereich »Moseltor«, namentlich in den Orten Perl, Sehndorf und Nennig.
Für die Herkunft von » saarländischem Wein« galt das seit vielen Jahren - gilt aber seit einiger Zeit nicht mehr ganz, denn:
Nachdem viele meist auf Privatinitiative angelegten Wingerte, meist mit 99 Rebstöcken, da ab 100 Rebstöcken andere gesetzliche Regelungen Gültigkeit haben, geschaffen worden sind, verzeichnet man nun Anfänge eines mehr kommerziell ausgerichteten Weinanbaus an Saar und Blies.
Geschichte
Über die Ägypter, Phönizier und Griechen breitete sich die Kultur im Mittelmeerraum aus, mit der Eroberung Galliens (etwa 50 v. Chr.) gelangte der Weinanbau nach Norden und damit zu uns. Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging dann auch der Anbau zurück, erlebte aber eine neue Blüte durch die Gründung von Klöstern, benötigte man doch zu jeder Messfeier auch den entsprechenden Messwein.
Das Kloster Gräfinthal war, wie das benachbarte Kloster Wörschweiler, ein Zentrum des mittelalterlichen Weinbaues im Bliestal. August Becker stellte in seinem Buch »Die Pfalz und die Pfälzer« - das Gebiet gehörte bekanntlich zur bayerischen Rheinprovinz- fest, dass: »Der Muttergotteswein, der auf den Hängen und um die Ruine des Klosters Gräfinthal gedeihe, der beste unter den Bliesweinen sei.«
Neben den Klöstern wurde Weinanbau auch von den Feudalherren betrieben, da sie rasch feststellten, dass Wein eine profitable Handelsware war.
So ergab es sich, dass der Weinanbau im Mittelalter praktisch im gesamten Heiligen Römischen Reich deutscher Nation verbreitet war. Eine der ersten urkundlichen Erwähnungen des Weinbaus im Bliesgau stammt aus dem Jahr 1291. In ihr ist folgendes zu lesen:
»Die genannten Edelfräulein Ida und Lyza (Töchter des Ritters Heinrich Roter von Saarbrücken) sollen uns, die Vorgenannten, auch darüber unterrichten, wie groß der Weinberg ist, den sie in Eschringen angelegt haben.«
1241 wurde bereits eine Schenkung eines Weinbergs auf dem Berg von Mengen (Bliesmengen) an das Kloster Wörschweiler beurkundet.
Auch andere Klöster in der Region wie Hornbach, Gräfinthal oder das Stift St. Arnual betrieben eigenen Weinbau in dieser Zeit.
Man kann sich heute schwer vorstellen, welche Rolle der Wein im Mittelalter als Getränk gespielt hat. Nach Schätzungen belief sich der Verbrauch auf 150 Liter pro Kopf und Jahr - heute sind das gerade mal 23 Liter!
Die in der Zeit kultivierten Rebsorten waren der Elbling, die Gutedeltraube, der Riesling und der Trollinger, der auch unter dem Namen »Hammelhoden« bekannt war.
In den folgenden Jahrhunderten (15. bis 17. Jahrhundert) durchlebte der Weinanbau einen enormen Einbruch. Zahlreiche Kälteperioden und der 30-jährige Krieg mit seinen Folgen, wie der Entvölkerung ganzer Landstriche, waren dafür die Gründe.
Ab dem 18. Jahrhundert blühte der Weinbau dann im Bliesgau wieder auf. Dies war vor allem der Verdienst der Reichgräfin Marianne von der Leyen (1745-1804), die den Wein- und Obstanbau in der Grafschaft Blieskastel sehr förderte. Von ihrem Biographen Ludwig Eid wurden explizit vier Dörfer genannt: Auersmacher, Kleinblittersdorf, Habkirchen und Bliesmengen-Bolchen.
Im Gefolge der Französischen Revolution und der Säkularisierung der Klöster erlitt der ohnehin nicht sehr produktive Weinbau im Bliesgau einen weiteren Rückschlag, zumal die Qualität seiner Produkte meist nicht gerade »berauschend« war. Doch dies sollte sich bald ändern:
Die Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als Höhepunkt der Weinkultur in dieser Region. Zahlreiche Zeugnisse belegen die hohe Qualität der erzeugten Weine. Darüber hinaus beweisen auch Flurnamen, Sagen und mündliche Überlieferungen und eindeutig vom Weinbau genutzte Bauten wie beispielsweise ein »Trullo« oder Trockenmauern von dieser alten Tradition.
Der Weinanbau im vorletzten Jahrhundert wurde an der mittleren Saar in der Höhe von Merzig, aber vor allem in der Region zwischen Sankt Arnual, heute Stadtteil von Saarbrücken im Nordwesten, Rilchingen-Hanweiler im Südwesten, Blieskastel im Nordosten und Brenschelbach und Utweiler im Südosten betrieben.
Verschiedene mittelalterliche und neuzeitliche Karten und Lagepläne belegen Rebflächen in dem Bereich der Mittleren und Oberen Saar, so beispielsweise ein Grundriss von 1764, der das Schlösschen »Montplaisir« auf dem Saarbrücker Halberg nebst einem 80 Morgen großen Weingarten darstellt.
Angelegt worden war der Wingert von Fürst Wilhelm Heinrich 1762, der sechs Jahre zuvor bereits auf dem Kaninchenberg oberhalb Sankt Arnuals ähnliche Versuche unternommen hatte.
Freiherr Adolf von Knigge, der die Anlage besuchte, meinte dazu, die Bestockung einer Rebfläche geschehe wohl mit der Absicht, »um im Herbst dem Hofe ein angenehmes Fest zu geben, das eine Weinlese darstellt, wie in der ernsten Absicht, hier trinkbaren Wein zu ziehen.«
Den endgültigen Niedergang brachte dann die »Reblaus-Seuche« (Phylloxera), die aus Amerika eingeschleppt worden war, sowie die praktisch parallel dazu auftretenden Pilzerkrankungen Peronospora (Falscher Mehltau), Oidium (Echter Mehltau) und Botrytis (Graufäule) Ende des 19.Jahrhunderts.
Zurzeit gibt es Bestrebungen, den Weinanbau an der oberen Saar wieder zu intensivieren. Immerhin war der Weinanbau über viele Jahrhunderte belegt, nachdem die Römer ihn auch hierher importiert hatten.
Bis zum Ersten Weltkrieg wurde Wein in größerem Stil bis weit oberhalb Saarbrückens angebaut. Auf den Weinanbau weisen noch heute einige Straßennamen hin, zum Beispiel im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual der »Weinbergweg«und der Winterberg als (Verballhornung von Wingert-Berg).
Mit der Reblausplage und dem erfolglosen Kampf gegen den falschen Mehltau (Peronospora) gaben in den späten 1920er Jahren die letzten Winzer ihre Betriebe auf.
Aber auch die gesellschaftlichen Umwälzungen - Stichwort »industrielle Revolution« - spielten eine Rolle. Immer mehr Bauern wurden zu Arbeitern in den Fabriken und Kohlengruben und gaben den unrentablen Weinbau auf.
Getränke wie Bier und Kaffee wurden immer populärer und viele Bauern wandelten einen Teil ihrer ehemaligen Wingerte in pflegeleichtere Obstbaumwiesen (»Streuobstwiesen«) mit Quetschen und Mirabellen um. Andere Weinberge wurden sog. Sozialbrachen und verbuschten. Nur ganz wenige Rebflächen blieben erhalten, die heute wieder als »Saarländischer Landwein« klassifiziert sind.
Nach Anerkennung des Bliesgau als Biosphärenreservat im Mai 2009 ist eine starke Bewegung zu erkennen, die an die alte, hohe Qualität anknüpfen möchte und – über den Status des Landweines hinaus – den professionellen Weinanbau als Chance zur Wertschöpfung in der Region sieht.
Infrage kommen Ackerflächen beidseits der Blies sowie dessen Nebenflüssen Mandelbach, Bickenalb und Schlierbach. Als Vision gilt eine eigene QbA-Appellation.
Im Gersheimer Ortsteil Reinheim hat eine Arbeitsgemeinschaft von Winzern einen alten Weinberg in einer günstigen Südlage rekultiviert und stellt aus der Ernte eigenen Weiß- und Rotwein her, der auch offiziell verkauft wird.
Die rechtlichen Voraussetzungen (siehe hier:) dazu wurden von der saarländischen Landesregierung vor einigen Jahren geschaffen. In anderen Regionen entlang der Saar und ihrer Nebenflüsse sind derartige Versuche nicht bekannt, obwohl die Gegebenheiten vorhanden wären.