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Thionville

Die Stadt Thionville  (deutsch: Diedenhofen) liegt im Département Moselle in der Region Grand Est im Nordosten Frankreichs. Es liegt etwa 25 km nördlich von Metz und gut 25 km entfernt von der deutschen Grenze und damit von Perl. Thionville hat etwa 41.000 Einwohner.

Im örtlichen moselfränkischen Dialekt, der noch von den Älteren gesprochen wird, wird die Stadt »Diddenuewen« genannt.  


Lorscher Codex, 1. Seite

Thionville bestand schon zur Zeit der Merowinger. Es wurde in Urkunden als ›Theudonevilla‹, ›Totonisvilla‹, ›Thionisvilla‹ (1236) und ›Theodunvilla‹ erwähnt. Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort 753 als »theodonis villa«

Unter dieser Bezeichnung ist Thionville mehrfach in den Fränkischen Reichsannalen und im Lorscher Codex (lateinisch Codex Laureshamensis) erwähnt. Dies ist ein in lateinischer Sprache angelegtes Manuskript. Es ist zwischen den Jahren 1170 und 1195 im Skriptorium der Reichsabtei Lorsch entstanden.

Diedenhofen (Thionville) war bereits zur Zeit Pippin des Jüngeren, dem Vater von Karl dem Großen, eine königliche Pfalz.

Idealbild Karls des Großen gemalt 1513 von Albrecht Dürer

In ihr wurden mehrere Hoftage abgehalten, zum Beispiel im Jahr 835. Auf diesem Hoftag wurde u.a. die Absetzung Ludwig des Frommen für ungültig erklärt. 

Wie schon erwähnt war Pippins Sohn »Karl der Große«, lateinisch: »Carolus Magnus«, englisch und französisch: »Charlemagne«. Karl der Große  weilte mehrfach in der dortigen Pfalz »villa Theodonis villa«  Am 24. Dezember 805 erließ er in Thionville das nach der Stadt benannte »Diedenhofener Kapitular«.

Ob Karl der Große als Sohn von Pippin III. (auch ›Pippin der Jüngere‹ genannt, war der Sohn von Karl Martell) und Karls Mutter ›Bertrada die Jüngere‹ (aus dem fränkischen Adel stammend) am 2. April 747 od. 748 in Diedenhofen??? geboren wurde, ist zwar aus verschiedenen Gründen durchaus möglich, aber nicht sicher nachweisbar. (weitere Infos zu diesem Thema finden Sie hier:) 

Ab dem 10. Jahrhundert gehörte das Gebiet mit Luxemburg zum Heiligen Römischen Reich und blieb bis 1462 im Besitz der Herzöge von Luxemburg. Von jenem Jahr bis 1477 gehörte es dem Herzog von Burgund und von 1477 bis 1643 den Habsburgern.

Nachdem Diedenhofen 1558 von französischen Truppen unter dem Herzog von Guise belagert worden war, kam es 1639 im Zusammenhang mit dem »Französisch-Spanischen Krieg« (1635–1659) zu einer erneuten Belagerung der Stadt.

Unter Führung von Manassès de Pas, dem Marquis de Feuquières (* 1. Juni 1590 in Saumur; † 13. März 1640 bei Thionville, war ein französischer Feldherr unter König Ludwig XIII. und Sondergesandter des Kardinals Richelieu), wurden dessen Truppen von einem überlegenen kaiserlichen Heer unter General Octavio Piccolomini in der »Schlacht von Diedenhofen« am 7. Juni 1639 geschlagen.

Aufmarsch des kaiserlichen Heeres zur Unterstützung der Festung Thionville 1639, Landesarchiv Saarbrücken, Bestand K Hellwig, Nr. 1005, Urheber unbekannt / CC-BY-SA 3.0 DE

Doch schon am 10. August 1643 eroberten und besetzten französische Truppen den Ort erneut. 

Durch den »Pyrenäen-Frieden« wurde Thionville am 7. November 1659 an Frankreich abgetreten.

Im Jahr 1792 begann der Feldzug des Herzogs von Braunschweig zur Rückeroberung des Throns von König Ludwig XVI. mit der Belagerung von Thionville, deren Besatzung für die Französische Revolution eintrat.

Die Belagerung scheiterte letztlich und gab dem Ancien Régime einen Vorgeschmack auf den erbitterten Widerstand der Revolutionsarmee, der in der »Kanonade von Valmy« gipfeln sollte. 

Im »Deutsch-Französischen Krieg« von 1870/71 wurde die Stadt während der Belagerung durch preußische Truppen stark beschädigt. Die Festung kapitulierte am 25. November 1870, über 4.000 Franzosen gingen in Gefangenschaft. Diedenhofen musste am 10. Mai 1871 aufgrund des »Frankfurter Friedens« an das neue Deutsche Kaiserreich abgetreten werden. 

Am 22. November 1918 besetzten französische Truppen die Stadt. Der »Friedensvertrag von Versailles« bestimmte die Abtretung von ganz Deutsch-Lothringen (»Reichsland Elsass-Lothringen«) an Frankreich.

In der Zeit der Besatzung während des Zweiten Weltkrieges ab 1940 wurde Lothringen einer deutschen Zivilverwaltung unterstellt (CdZ-Gebiet) und war damit inoffiziell wieder Teil des Deutschen Reichs. Der Begriff »CdZ« leitet sich von der Abkürzung für »Chef der Zivilverwaltung« ab.

1944 nahmen US-amerikanische Truppen Thionville ein, das seitdem wieder zu Frankreich gehört. Noch im Winter 1944/45 wurde das DP-Lager Nr. 8 für »Displaced Persons« eingerichtet, welches in den folgenden Jahren tausende ehemalige KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene aufnahm.

Schleusenbrücke (Pont-écluse) über den Canal des fortifications, Foto © LaurPhil, CC BY 2.0

Nachdem Thionville, wie ganz Frankreich, in den ersten Nachkriegsjahrzehnten einen Wirtschaftsaufschwung erlebte (trente glorieuses), setzte seit den 1970er Jahren der Niedergang der dominierenden Schwerindustrie ein.

Vor allem der Abbau von Eisenerz (Minette) wurde mehr und mehr reduziert, sodass die Stadt und die gesamte Region mit wirtschaftlichen Problemen und hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatte.

Man besann sich seiner Kultur, Bauwerke und landschaftlichen Schönheiten in der Stadt und der Umgebung. Mehr und mehr wurden und werden diese Ressourcen genutzt und heute ist der Tourismus in der Großregion als Wirtschaftsfaktor und damit auch Einnahmequelle nicht mehr wegzudenken.           

 

Thionville in der Literatur 

Erste Seite der Erstausgabe aus dem Jahr 1883

Karl May´s Fortsetzungsroman »Die Liebe des Ulanen« spielt vor dem historischen Hintergrund des Deutsch-Französischen Krieges teilweise in Thionville. Der Roman ist der zweite der fünf von Karl May verfassten Kolportageromane für den Verlag Münchmeyer. 

Er erschien vom September 1883 bis Oktober 1885 auf insgesamt 1.724 Seiten in der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift ›Deutscher Wanderer‹. Von den insgesamt 108 wöchentlichen Lieferungen fiel die Nummer 87 wegen der Erkrankung seiner Mutter aus. Der Roman wurde später in 5 Bänden verlegt.

     

Sehenswertes in Thionville

  • »Hôtel de Ville« (Rathaus) 1634-1637
  • Belfried aus dem 14. Jhdt.
  • »Tour aux Puces«, ursprünglich Bergfried aus dem 11. Jhdt.
  • »Autel de la Patrie« (Obelisk aus der Zeit der Französischen Revolution)
  • viele restaurierte Bürgerhäuser und Villen aus der Wilhelminischen Zeit 
  • »Ponts-écluse«  (2 Schleusenbrücken über den Canal des fortification) 

Quellen: de.wikipedia.org, karl-may-gesellschaft.de, france-voyage.com, frankreich-info.de