Großregion SaarLorLux
Website Thomas Abel

Die Schiffe der Römer

Grabstein des Blussus und der Menimane, Foto © Heiko Fischer, Wikimedia Commons 4.0

Die Römer in unserer Region beschränkten sich  nach der Zeitwende meist auf  Handel. Ihr Metier waren die Binnenschiffe. Mosel, Donau und Rhein wurden aber vor den Römern bereits zur Zeit der Kelten mit Booten und Schiffen befahren.

Die Römer waren nach der Zeitwende zwar keine große Schifffahrtsnation, was aber nicht heißen soll, dass sie mit Schiffen »nichts am Hut hatten«. Man erinnere sich nur an die römischen Galeeren  und die Kriegsflotte des alten Rom. In der Kaiserzeit bestand die römische Flotte vor allem aus folgenden Schiffstypen:

  • Triremen (mittelschwere, dreirangige Schlachtschiffe),
  • Liburnen (leichte Kampfschiffe) mit zwei Reihen von Ruderern, einem illyrischen Schiffstyp nachempfunden,
  • naves actuariae (Flottentransporter)

An dieser Stelle möchte ich mich aber lediglich auf Bezüge zu unserer Land nördlich der Alpen beschränken.

Hier wurde insbesondere der Transport von Versorgungsgütern, Handelswaren und Bodenschätzen, wo es möglich erschien, mit Schiffen durchgeführt.

Seit Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Rhein durch Römer immer mehr zur Handelsstraße. Darauf weist nicht nur das »Blussus-Bild« hin. Es ist der Grabstein des Mainzer Schiffers ›Blussus‹ und seiner Frau Menimane. Auf der Rückseite (siehe Abb unten links) befindet sich die älteste römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. Der Grabstein stammt aus der 1. Hälfte des 1. Jhdt. n. Chr.

Zeichnung der Rückseite des Grabsteines

Ein weiteres Artefakt ist das »Neumagener Weinschiff« (siehe Bild unten rechts). Das Neumagener Weinschiff ist Teil des Grabmals eines römischen Weinhändlers aus der Zeit um 220 n. Chr.

Das Original des Neumagener Weinschiffs steht im Rheinischen Landesmuseum Trier. Eine Replika befindet sich im Moselweinort Neumagen, ca. 35 km nördlich von Trier. Wegen seines Alters trägt Neumagens die Bezeichnung »ältester Weinort Deutschlands«.

Weitere Artefakte sind die acht »Mainzer Schiffe« (siehe Bild ganz unten), welche in den 1980er Jahren in Mainz ausgegraben, wissenschaftlich ausgewertet und konserviert wurden. 

Es handelt sich dabei um schnelle, leichte Ruderboote, die zur Überwachung der Rheingrenze gedient haben. Ebenso gab es ein Reiseschiff für Staatsbeamte und ein Frachtschiffe für bis zu 30 t Ladung.

Noch ein wenig mehr »Licht ins Dunkle« bringt ein Fund im heutigen Bayern: 

Original des Neumagener Weinschiffes, Foto © Stefan Kühn, CC BY-SA 3.0, lb.wikipedia.org

Im Jahr 1986 wurden in einem archäologischen Suchschnitt 50 m westlich des römischen Kastells ›Oberstimm‹ bei Manching zwei römische Schiffe entdeckt. Die Fundstelle befindet sich am ehemaligen Ufer der heute verlagerten Brautlach, eines kleinen Flusses im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm (Bayern).

1994 wurden beide Schiffe ausgegraben und geborgen. Abgesehen von den Zerstörungen, die 1986 durch den Bagger hervorgerufen worden waren, ist das Schiff 1 auf eine Länge von 15 m unversehrt geblieben.

Bug und Heck fehlen, doch nach der erhaltenen Rumpfform zu urteilen, kann es nur wenig länger gewesen sein. 

Während die Steuerbordseite vom Dollbord bis zum Kiel vollständig bewahrt blieb, ist die Backbordseite komplett zerstört. Rekonstruiert ergibt sich ein Schiff von 15,70 m Länge, 2,70 m Breite und 1 m Höhe.

           

Datierung

Schiffsfunde bei Manching / Lkr. Pfaffenhofen, Foto © Wolfgang Rieger -historischer-schiffbau.de

Bei den beiden Schiffen 1 und 2 aus Oberstimm bestehen die Planken aus Kiefer, der Kiel, das Kielschwein, die Spanten und die Duchten aus Eiche.

Dendrochronologische (von griech. dendron → »Baum«, chronos → »Zeit«, logos → »Lehre«; also »Lehre vom Baumalter) Untersuchungen ergaben für das Eichenholz Fälldaten von 90 n.Chr. +/- 10 bzw. 102 n.Chr. +/-10 Jahre.

Eine weitere zeitliche Eingrenzung ermöglichten Eichenpfähle, die als Uferbefestigung in den Boden gerammt worden waren und beide Schiffe durchschlagen hatten.

Sie sind 118 n.Chr. gefällt worden. Beide Schiffe gehören also in domitianisch/trajanische Zeit.

        

Funktion

Schiff 1 war nachweislich ein Ruderschiff wie die erhaltenen Dollen und Sitzduchten zeigen.

Es gibt Hinweise für 10 Ruderer auf der Steuerbordseite, sodass die gesamte Rudermannschaft wohl aus 20 Mann bestand.

Zusätzlich konnte es gesegelt werden, wie das in Resten erhaltene Kielschwein belegt. 

Der schlanke Rumpf mit einem Längen/Breiten-Verhältnis von rund 6:1 und die schmalen Heck- und Bugpartien sprechen dafür, dass das Schiff »Oberstimm 1« ein Militärfahrzeug gewesen ist.      

Ob es als Mannschaftstransporter, Patrouillenfahrzeug oder Kurierschiff zwischen den Donaukastellen eingesetzt war, muss allerdings offenbleiben.  

 

Schiffsfund bei Mainz
1 : 10 Modelle römischer Schiffe, Museum für Antike Schiffahrt, © Carole Raddato, CC BY-SA 2.0


Quellen: regionalgeschichte.net; de.wikipedia.org; lu.wikipedia.org; imperium-romanum.info; arbeitskreis-historischer-schiffbau.de