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Website Thomas Abel

Die Grabhügel bei Oberlöstern

Foto © Berthold Stein, CC BY 3.0

Die beiden Grabhügel von Oberlöstern befinden sich in Ortsteil Oberlöstern der saarländischen Stadt Wadern im Landkreis Merzig-Wadern. Wadern ist flächenmäßig mit 111 Quadratkilometern nach Saarbrücken und St. Wendel die drittgrößte Stadt des Saarlandes.

Die Stadt Wadern im Hunsrückvorland gliedert sich in 13 Stadtteile mit insgesamt 24 Dörfern. Die Stadt liegt im moselfränkischen Sprachraum.

Die beiden Grabhügel liegen in dem Ort Oberlöstern des Stadtteiles Löstertal, nordöstlich der Stadt Wadern. Die Grabhügel sind Grabstätten aus der Römerzeit.

   

Befund

Oberlöstern, Gräber, Foto © L.Sieht, CC BY-SA 3.0

Ein Befund (englisch feature) im archäologischen Sinne sind die bei einer archäologischen Ausgrabung beobachtbaren oder messbaren Fundumstände. Die Fundumstände werden photographisch, zeichnerisch und in Textform sowie neuerdings mittels 3D-Laserscanning gesichert.

In der Umgebung von Oberlöstern wurden in den Waldungen »Standermich« und »Rehkopf« frühkeltische Grabhügelgruppen aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen.

Als in den 1960er Jahren im Gelände »Dachsheck«, das sich südlich der Verbindungsstraße zwischen Oberlöstern und Gehweiler befindet, zwei weitere »verschliffene« Hügel entdeckt wurden, (»Schleifung« bezeichnet meist den Abriss von Burgen oder Befestigungsanlagen der verlierenden Partei eines militärischen Konflikts. Sie erfolgt durch Abtragen, Einebnen, Sprengen oder Niederreißen). Man rechnete diesen Fund zunächst ebenfalls der Keltenzeit zu. Später stellte sich heraus, dass dies nicht den Tatsachen entsprach.

Römisches Monumentalgrab, Foto © Pineas, CC BY-SA 3.0

So kamen 1991 Sandsteintrümmer mit Bearbeitungsspuren zum Vorschein, die diese Theorie schon recht früh bei der Inaugenscheinnahme  hinfällig werden ließ.  Es wurde festgestellt, dass es sich bei den Sandsteintrümmer um bearbeitete Steine handelt. In keltischen Grabhügeln seien jedoch keine bearbeiteten Steine zu erwarten gewesen. 

Das Staatliche Konservatoramt ließ angesichts dieser Artefakte in den Jahren 1991 bis 1995 weitere Ausgrabungen durchführen.

Man stellte fest, dass die wohl schon in antiker Zeit zerstörten Grabhügel im 2. Jhdt. n. Chr. auf einem bereits bestehenden römischen Friedhof angelegt worden waren.

Pinienzapfen, © James Steakley, CC BY-SA 3.0

Unter beiden Hügeln fanden sich zahlreiche Aschengruben, Urnengräber und zwei Steinkistengräber mit Grabbeigaben.

Es zeigte sich, dass die beiden Tumuli von Sandsteinmauern eingefasst waren. Die Mauern bestanden aus Quadern mit einer Seitenlänge von 1,55 × 0,60 × 0,50 Meter. Darauf lagen halbwalzenförmige Abdecksteine.. Diese gesamten Einfassungen hatten Seitenlängen von 16 und 18,50 Metern.

Innerhalb der Tumuli waren quadratische Grabkammern mit drei Meter langen Seitenwänden angelegt worden. Diese fand man allerdings nur noch in beraubtem Zustand vor.

Die Grabkammern waren ursprünglich von der Talseite her zugänglich. Jeder der beiden Tumuli war mit einem steinernen Pinienzapfen bekrönt. Diese in der stilisierten Gestalt der Frucht einer Pinie dargestellten Ornamente sind u.a. ein Symbol der Auferstehung und der Unsterblichkeit. In der Wappenkunde wird die Figur auch als Zirbelnuss bezeichnet. (siehe Bild oben links)

phrygischen Mützen.01, © Bastian, CC BY 2.5

Man geht davon aus, dass zwischen den beiden Grabhügeln ein Monument gestanden hat. Es handelte sich dabei vermutlich um drei menschengroße Götterfiguren, welche auf einer Art Altar standen. Sie wurden vermutlich durch ein Schuppendach geschützt. Die Ecken des Dachs trugen Köpfe mit phrygischen Mützen. Diese sind besser bekannt als Jakobinermützen. (siehe Bilder rechts und unten links)

Innerhalb eines dem Monument vorgelagerten Grabgartens fand sich eine große rechteckige Aschengrube. Zwischen verbrannten Tongefäßen entdeckte man große Holzkohlestücke, die laut dendrochronologischen Untersuchungen auf eine Anlegung der Grube auf das Jahr 123 nach Christus schließen lässt.  In dieser Grube fanden sich die Reste verbrannter Keramikgefäße.

Jakobiner mit Jakobinermützen

Die wohl schon in antiker Zeit zerstörten Monumentalgrabhügel waren im 2. Jhdt. n. Chr. auf einem dort bestehenden römischen Friedhof mit Urnengräbern Aschengruben angelegt worden.

Gegenüber der in der Römerzeit üblichen Flachgrabsitte weisen die Grabhügel offensichtlich auf eine Rückbesinnung an die keltenzeitliche Grabhügelsitte des 5. und 4. Jhdt. v. Chr. hin.

Schon aufgrund des großen Aufwandes zur Bestattung war ihre Anlage nur bedeutenden Personen dieser Zeit vorbehalten. Über die Namen, Identität oder die Herkunft dieser Toten ist aber nicht bekannt.

Röm.Grabhügelcbei Oberlöstern,Foto © Berthold Stein, CC BY 3.0

Zu den beiden Grabhügeln gehörte eine Siedlung etwa 400 Meter weiter nordöstlich. Diese lag in der heutigen Flur »Honigsack«.

                   

Rekonstruktion und Präsentation

Die beiden Tumuli wurden im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in den Jahren 2000 und 2001 rekonstruiert. Das Monument zwischen den beiden Grabhügeln konnten aber nicht rekonstruiert werden, da weitere Hinweise darauf nicht mehr vorhanden sind.

Hinweisschild Grabhügel

Hinweisschilder und eine Informationstafel weisen die Besucher auf die Bedeutung der Grabstätte hin, die frei zugänglich in hügeligem Gelände liegt.  

Nach Abschluss der Grabungen wurden die Erdschüttungen der Hügel mit ihren Steinfassungen in der Originalform wieder hergestellt und seit 2001 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Quellen: stadtmuseum-wadern.de; de.wikipedia.org; evolution-mensch.de; rom-in-deutschland.de