Als im Jahr 1954 der Reinheimer Unternehmer Schiel beim Kiesabbau auf einen bronzenen Gegenstand stieß, ahnte er wohl, dass es sich um einen außergewöhnlichen Fund handelte. Deshalb barg er den Gegenstand und informierte das staatlichen Konservatoramt in Saarbrücken.
Der damalige Landeskonservator, Josef Keller, erkannte das Stück als latènezeitlichen Spiegel und veranlasste sogleich eine archäologische Untersuchung.
Als Ergebnis der Ausgrabungsarbeiten, welche bis ins 1957 fortdauerten, konnte eine reiche Frauenbestattung des frühen vierten Jahrhunderts unter einem ehemals fünf Meter hohen Erdhügel konstatiert werden. Die Deutung de Grabes beschäftigt die Forschung seit nunmehr fast 65 Jahren und das Grab der »Keltenfürstin von Reinheim« wurde die Keimzelle des »Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim«.
Ebenfalls beim Kies- und Sandabbau wurden 1971 nördlich von Bliesbruck in der Gemarkung »Steinfelder« die Überreste einer kleinstädtischen Siedlung aus römischer Zeit entdeckt.
Die Funde wurden in den ersten Jahren unsystematisch teils geborgen, teils abgebaggert. Der Bereich der Ausgrabubgen ist seit 1978 als Notgrabung eingestuft und wird seit 1983 kontinuierlich erforscht.
1987 begannen die systematischen Ausgrabungen in der römischen Palastvilla von Reinheim.
1989 erfolgte die Gründung des »Europäischen Kulturparks / Parc Archéologique Européen Bliesbruck-Reinheim«.
Im selben Jahr wurde der Park durch das französische Kultusministerium in die Liste der bedeutendsten archäologischen Stätten Frankreichs aufgenommen.
1993 wurde über den römischen Thermen von Bliesbruck ein Schutzbau errichtet, um den Originalbefund zu schützen und museal zu präsentieren.
1999 eröffnete die begehbare Rekonstruktion des keltischen Fürstinnengrabhügels. Drei Jahre später konnte das westliche Handwerkerviertel im Vicus von Bliesbruck in konservierter Form neu präsentiert werden.
Zwischen 2006 und 2013 wurden drei Nebengebäude der Palastvilla von Reinheim rekonstruiert.
In unserer Region ist nur Weniges aus der materiellen Kultur der Früh- und Mittelbronzezeit überliefert. Einige Indizien weisen darauf hin, dass der gesamte Saar-Mosel-Raum noch länger in den kupferzeitlichen Kulturtraditionen verhaftet war.
Erst vom Ende der frühen Bronzezeit gibt es einige Einzelfunde.
Kennzeichnend für die Mittelbronzezeit ist die Bestattung der Verstorbenen in gestreckter Lage unter Erdhügeln, die bevorzugt auf Bergrücken zu finden sind. Aus einem solchen Grab stammte vermutlich eine bronzene Gewandnadel aus Reinheim, die sich bis 1929 in Privatbesitz befand.
In der Spätphase der Bronzezeit entstand die Sitte, Verstorbene einzuäschern und anschließend in einer Urne beizusetzen.
Die Bestattungsplätze wuchsen während der etwa 450 Jahre dauernden Epoche zu regelrechten Urnenfeldern an, was diesem Abschnitt der Vorgeschichte auch den Namen »Urnenfeldezeit« eingebracht hat.
Mit der Verbrennung der verstorbenen Person auf einem größeren Holzstoß wurde der eigentliche Begräbnisvorgang eingeleitet. Aus der erkalteten Asche des Scheiterhaufens sammelte man die verbrannten Knochen auf, zerkleinerte sie mechanisch und setzte sie dann in einem Tongefäß oder organischen Behälter (Lederbeutel, Rindenschachtel) in einer Grabgrube bei.
Im 8. Jahrhundert vor Chr. kommt in Mitteleuropa als wesentliche Neuerung das Eisen zur Herstellung der Gerätschaften des täglichen Lebens in Gebrauch.
Einschneidende Veränderungen in allen Lebensbereichen kennzeichnen diesen Zeitabschnitt. Es beginnt eine neue Epoche, die »Eisenzeit«.
Die Brandbestattungssitte der Spätbronzezeit wird nun durch die Sitte der Körperbestattung unter Grabhügeln abgelöst. Was die Toten an Waffen, Kleidung, Schmuck, Speise und Trank im Jenseits benötigten, wurde ihnen mit ins Grab gegeben.
Durch mächtige Grabhügel, die nur von einer größeren Gemeinschaft errichtet werden konnten, verdeutlicht sich in der älteren Hallstattzeit (750 - 630 vor Chr.) der Führungsanspruch der in ihnen bestatteten Krieger mit Schwertbeigabe.
Der Saarpfalz-Kreis lässt sich kulturell einer westlichen Hallstattgruppe zuordnen, welche die Pfalz, das südöstliche Saarland, die Nordwestschweiz und Ostfrankreich umfasst.
Innerhalb dieser westlichen Hallstattgruppe bilden die Südpfalz, das südöstliche Saarland und Lothringen wiederum eine kleinräumige, regionale Einheit.
Die sich an die Hallstattzeit anschließende Latènezeit (450-50 v. Chr.) wird allgemein als Zeit der Kelten bezeichnet.
Zu den berühmtesten und schönsten Fundkomplexen in ganz Mitteleuropa zählt das Fürstinnengrab von Reinheim. Das Grab stammt aus der sog. Frühlathènezeit um 370 v. Chr.
Unter einem mächtigen Grabhügel von 23 m Durchmesser und 4,60 m Höhe war in einer hölzernen Grabkammer eine Frau aus der damaligen Oberschicht bestattet worden. Das Skelett war im stark kalkzehrenden Milieu des Kiesbodens vollständig vergangen, aber die reichen Beigaben sind zum großen Teil erhalten geblieben.
Die Schmucktracht, die aus einem Halsring, zwei Armringen und Fingerringen aus Gold, Armreifen aus Ölschiefer und Glas sowie mehreren Fibeln aus Gold, Bronze und Koralle, einem Ensemble aus Bernsteinperlen, Glasperlen, einer Gürtelkette, Anhängerfiguren und anderen Utensilien.
Der Schmucktracht waren außerdem ein seltener Bronzespiegel, ein Eisenmesser, ein Bernsteinstab unklarer Funktion und ein mehrteiliges Trinkgeschirr bestehend aus zwei Bronzeschalen, den Goldbeschlägen zweier Trinkhörner und einer mehr als bemerkenswerten bronzenen Röhrenkanne beigelegt.
Die drei Grabhügel wurden 1999 in ihren ursprünglichen Ausmaßen rekonstruiert. Der Hügel der Fürstin ist begehbar, wobei man einen einzigartig inszenierten Einblick in die Grabkammer erhält.