Der Quirinus-Ritt am 1. Mai
Im Jahre 1951 wurde in Perl die Quirinusverehrung in einer neuen Form wiederbelebt: als Quirinusritt mit Pferdesegnung in Anlehnung an das Attribut des Quirinus als Schutzpatron der Soldaten (»Soldatenheiliger«).
Am 1. Mai zur »Pierler Kerf«, (Perler Kirmes) also einen Tag nach dem Fest des Heiligen (»Pierler Daach«), bewegt sich ein großer Reiterumzug mit einer Reliquie des Heiligen von der Kapelle aus durch Perl, Oberperl und Sehndorf. Voran reitet ein Quirinusdarsteller in römischer Uniform. Der 30. April gilt als der Tag der Überführung und ist der (katholische) Gedenktag von Quirinus von Rom.
Dieser Ritt wurde jährliche Tradition und versammelt stets viele Menschen aus der gesamten Region in Perl. Nach einer Unterbrechung von 1969 bis 1978 wird die Reiterprozession seit 1979 wieder jährlich am 1. Mai durchgeführt. Eine Besonderheit stellte der Umzug am 1. Mai 2001 dar und war in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich: Wegen akuter Seuchengefahr verzichtete man auf Pferde und beschränkte sich auf eine verkürzte Prozession zu Fuß. Außerdem wurde damals erstmals eine pfarreigene Quirinusreliquie mitgeführt.
Quirinus von Neuss (auch: »Quirinus von Rom«) war ein römischer Märtyrer und Tribun. Nach Überlieferungen der Heiligen Alexander war er Gefängniswärter und konvertierte zusammen mit seiner Tochter Balbina. Unter Kaiser Hadrian wurde er als Christ verfolgt und um 115 in Rom enthauptet. Er wurde in der Praetextatus-Katakombe an der Via Appia in Rom beigesetzt.
Die Verehrung der Reliquien ist bereits seit dem Jahr 1000 bezeugt. Papst Leo IX. schenkte die Reliquien um 1050 seiner Schwester Gepa (Äbtissin im Kanonissenstift Neuss). Zur Aufbewahrung wurde die Kirche »St. Quirinus« in Neuss gebaut (Quirinus-Münster, erbaut 1209 - 1250).
Die Reliquien werden in einem kostbaren Schrein (siehe Bild links) aufbewahrt. Der Schrein ist eine Stiftung Neusser Bürger zum Quirinus-Jubiläum 1900. Der 30. April gilt als das Datum der Überführung (Translatio) von Rom nach Neuss. Die Quirinus' Verehrung breitete sich seit dem 13. Jhdt. in ganz Westdeutschland, im Elsass, in den Niederlanden, bis nach Skandinavien und Italien aus.
Das Scheitern der Belagerung von Neuss durch Karl den Kühnen 1474/75 wurde seiner Hilfe zugeschrieben. Neben Hubertus, Cornelius und Antonius (der Einsiedler) wird Quirinus als einer der »Heiligen Vier Marschälle« in den Diözesen Köln und Trier verehrt.
Die neun Kugeln im Wappen von Neuss gelten als Attribut für Quirinus und beruhen auf der Interpretation des lateinischen Namens der Stadt Neuss - ›Novesia‹ - als von »novem« → »neun« kommend.
Quirinus ist heute Patron der Stadt Neuss, ebenso Patron der Ritter, Pferde und Rinder. Seine Anrufung soll helfen gegen Bein- und Fußleiden, Gicht, Lähmung, Eitergeschwüre, Hautausschlag, Pest, Ohrensausen, Kropf, Fisteln, Knochenfraß, Pocken und Pferdekrankheiten. Bauernregel: »Ist der Quirinus kalt - kommt der Sommer bald !«
Quellen: heiligenlexikon.de/Biographien; pfarreiengemeinschaft-perl.de; de.wikipedia.org; quirinus-perl.de; st-quirinus-neuss.de