Klosterbibliotheken spielen schon immer eine große Rolle bei der Überlieferung des Wissens. So auch die Klosterbibliothek des Klosters Maria Laach.
Sie gehört zu den besterhaltenen und schönsten Bibliotheken aus dem 19. Jahrhundert.
»Der jetzige Bibliotheksbau von 1865 mit der großartigen gusseisernen Treppen- und Brüstungskonstruktion gehört zu den kulturgeschichtlich und denkmalpflegerisch bemerkenswertesten und besterhaltenen Bibliotheksbauten des 19. Jahrhunderts in der Nachfolge der großen barocken Klosterbibliotheken.« (Landesdenkmalpflege Mainz)
Bibliotheksmagazin
Das neu installierte Bibliotheksmagazin (siehe Bild ganz unten rechts) im ehemaligen komplett sanierten Kuhstall des Klosters verfügt über eine besondere Klimatisierung. Das ideale Raumklima für die Lagerung der alten Schriften wird überwiegend mit einer automatisierten, elektronisch gesteuerten Fensterlüftung erzeugt.
In einem speziell gesicherten und ideal klimatisierten »Rara-Raum« im Obergeschoss des ehemaligen Kuhstalles werden besonders alte und wertvolle Handschriften und Bücher aufbewahrt.
Hier herrscht eine konstante Temperatur von 18 °Celsius und 45 Prozent Luftfeuchte. – Auf diese Bedingungen im so genannten Rara-Raum im ersten Stock wird penibel geachtet. Insgesamt lagern in diesem Teil der Bibliothek rd. 9.000 Exponate. Der Ausdruck »Rara« kommt aus dem Lateinischen: Singular Rarum; von lateinisch rarus »selten, vereinzelt« oder Rarissima. In der Regel umfasst die Rara-Abteilung einer Bibliothek Werke aus der Frühzeit der Druckkunst. Zum Teil sind dies auch Fragmente und Handschriften aus dem 8. Jhdt. und auch Pergamente und Bücher aus dem 16. Jhdt.
Die Geschichte der Bibliothek
Bibliotheken gehörten schon seit den Anfangszeiten der Klöster zu den festen Bestandteilen des klösterlichen Lebens. So ist es auch in Maria Laach. Bei der Gründung des Klosters im Jahr 1093 entstand dort auch eine Bibliothek. Dort wurden nicht nur Schriften gesammelt, sondern auch in einem unter Abt Fulbert geschaffenen Skriptorium Handschriften hergestellt.
Als die Abtei Maria Laach 1802 aufgehoben wurde, blieb weder von dem alten Bibliotheksgebäude noch von dem vorhandenen Bücherbestand etwas erhalten. Die Handschriften und Drucke – etwa 3.700 Bände – gingen für das Kloster unwiderruflich verloren.
Heute lassen sich noch 69 Handschriften der historischen Klosterbibliothek von Laach an anderen Orten nachweisen. Lediglich zwei Handschriften davon sind wieder in die heutige Bibliothek zurückgekehrt.
1862 erwarb der Jesuitenorden das Gebäude und richtete ein Studienzentrum ein. Dazu gehörte auch eine Bibliothek. Hierzu wurde im Stil der damaligen Zeit und in der Tradition der klösterlichen Architektur ein Bibliotheksraum gebaut. Bis heute ist die sogenannte Jesuitenbibliothek erhalten geblieben.
Dieses Bibliotheksgbäude stand jedoch leer als im Jahr 1892 die Benediktiner das Kloster wiederbesiedelten, denn die Jesuiten, 1872 aus dem Gebiet des neuen Deutschen Reiches ausgewiesen, hatten ihre Bücher ins Ausland mitgenommen.
Durch zahlreiche Schenkungen und Ankäufe war der Raum der Bibliothek aber schon bald wieder gefüllt. Den Grundstock bildeten überlassene Dubletten aus der Erzabtei Beuron (im Oberen Donautal etwa in der Mitte zwischen Tübingen und dem Bodensee) und Geschenke der Stiftsbibliotheken in Einsiedeln (CH) und Engelberg (CH).
Dazu kam eine umfangreiche Sammlung von alten Büchern aus der Bibliothek des ebenfalls 1802 aufgehobenen Benediktinerklosters Neustadt am Main (östlich von Aschaffenburg).
Zusätzlich eingebaute Regalflächen erweiterten zwar das Fassungsvermögen des Raumes, aber auch diese reichten in den letzten Jahrzehnten nicht mehr aus. Dieses Problem des Platzmangels begleitete die Geschichte der Laacher Klosterbibliothek bis in die Gegenwart. Erst auf durch den Bau des neuen Magazins im ehemaligen Jesuitenkuhstall 2013 wurde das Problem behoben.
Die Klosterbibliothek heute
Heute zählt die Bibliothek etwa 260.000 Bände. Der größte Teil davon ist nun im neuen Magazin aufgestellt. Dort befinden sich auch die Verwaltungsräume und ein neuer Lesesaal.
Der ältere Teil des Bestandes hat seinen Standort in der nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restaurierten Jesuitenbibliothek behalten. Ausgenommen davon sind besonders alte und wertvolle Bände, die in einem gesicherten »Rara-Magazin« unter idealen klimatischen Bedingungen aufbewahrt werden. Die für den heutigen Konvent bedeutendste Handschrift aus der historischen Bibliothek ist das um 1500 entstandene Kapitelsbuch mit Martyrologium, auch Märtyrerverzeichnis (Calendarium sanctorum, Menologium, Analogium, Synaxarium). Ein Martyrologium ist also ein liturgisches Buch mit Verzeichnis der Märtyrer[innen], meist mit Angabe ihrer Lebensumstände, dem Tag ihres Todes und der Art ihres Martyriums .
Anfang April 2019 wurde die Bibliothek der Abtei Maria Laach von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in das Verzeichnis national wertvoller Kulturgüter aufgenommen. Damit ist die Bibliothek eingestuft als ein Kulturgut von hoher geschichtlicher, künstlerischer oder wissenschaftlicher Bedeutung und steht damit unter Individualschutz. In den vergangenen 60 Jahren sind lediglich rund 2.700 Eintragungen in der Bundesrepublik verzeichnet worden.
Bibliotheksführungen
Die historische Bibliothek der Abtei Maria Laach befindet sich innerhalb der klösterlichen Klausur.
Sie kann deshalb auch nur begleitet bei einer Führung und nach Voranmeldung besichtigt werden. Dazu werden in regelmäßigen Abständen sog. »Themenführungen Bibliothek« angeboten, zu denen man sich per Internet anmelden kann.
Die Termine der Bibliotheksführungen finden Sie hier:
https://www.maria-laach.de/bibliothek/, bzw. unter https://www.maria-laach.de/veranstaltungen/?t=Themenf%C3%BChrung
Dort finden Sie auch weitere Informationen zum Bestandsprofil und zur Benutzung der Bibliothek.
Sie steht als Präsenzbibliothek zur Verfügung. Außerdem ist sie an den Leihverkehr der deutschen Bibliotheken angeschlossen.
Etwa zwei Drittel des Bestandes ist inzwischen EDV-katalogisiert und können auch online eingesehen werden.
Quellen: maria-laach.de;.uni-trier.de; general-anzeiger-bonn.de; wikipedia.org