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Website Thomas Abel

Blieskastel

Blieskastel liegt ca. 25 km östlich von Saarbrücken  im Saar-Pfalz-Kreis und ist der Hauptort des Bliesgaus. Die Stadt grenzt an die Städte Homburg und St. Ingbert, das pfälzische Zweibrücken, die Gemeinden Gersheim, Kirkel und Mandelbachtal sowie das französische Département Moselle. 

Durch Blieskastel fließt der Fluss Blies, von dem auch der Name der Stadt hergeleitet wird. Die Blies ist mit einer Länge von rd. 100 km der längste Nebenfluss der Saar und gleichzeitig auch der längste Fluss im Saarland. Die Saar durchfließt das Saarland nur auf einer Länge von 68 km.

Der Blieskasteler Stadtteil Lautzkirchen liegt im Sankt-Ingbert-Kirkeler-Waldgebiet. Blieskastel liegt im Zentrum des Biosphärenreservats Bliesgau der UNESCO. 

Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 108,27 Quadratkilometern, davon fast 60% landwirtschaftlich genutzte Flächen und über 25% Wald. Die Stadt gliedert sich in 15 Stadtteile.

       

Geschichte

Stadtansicht von 1779

Zeugnis von der frühen Besiedlung Blieskastels legt der 7 m hohe »Gollenstein« ab. Vor 4.000 Jahren errichtet, gilt er als der größte Menhir Mitteleuropas und als eines der ältesten Kulturdenkmäler in Deutschland. Er erinnert besonders die jüngeren Besucher an einen Hinkelstein, den ständigen Begleiter von Obelix und Asterix.

Hinzu kommen noch die 12 hallstattzeitlichen Grabhügel links der Straße Böckweiler-Mimbach, die Reste einer römischen Villa bei Bierbach, der 1987 in Wolfersheim entdeckte 2 m große »keltische Riese« und die beiden schon 1887 in einem Steinbruch bei Breitfurt gefundenen römischen Reiterstandbilder. Sie befinden sich heute vor dem historischen Museum der Pfalz in Speyer.

Die Gründungsgeschichte von Blieskastel selbst liegt im Dunkeln. Die vermutete, aber durch nichts belegte Abstammung des Namens von einem römischen »Castellum ad Blesam« führte immer wieder zu phantasievollen Interpretationen und lebhaften Deutungsversuchen.

1998 beging Blieskastel die 900-Jahr-Feierlichkeiten seiner urkundlichen Ersterwähnung. Diese bezogen sich auf eine Urkunde aus dem Jahre 1098, bei der als Zeuge auch ein »Graf Gottfried von Castele« erschien.

Dieser Graf kann einer Adelsfamilie zugeordnet werden, die sich in der Saar- und Bliesgegend bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Nach dem Tode des letzten Bliesgaugrafen, des Grafen Heinrich von Castel im Jahre 1273, verstand es seine Tochter Elisabeth, die Gründerin des Klosters Gräfinthal, sich gegen ihre Mutter und ihre sechs Schwestern die Grafschaft Blieskastel zu behaupten und löste damit langwierige Erbstreitigkeiten aus.

Paradeplatz, Foto: atreyu

Zwei Jahre später erließ dieser den sogenannten »Freiheitsbrief«, in dem Blieskastel als Wohnort, als Dorf »Villa Castris«, genannt wird. Der erste sichere Nachweis einer Siedlung bei der Burg datiert vom Jahre 1275.

1284 veräußerte der damalige Besitzer der Burg, Heinrich von Salm, seinen Besitz an den Bischof Burkhard von Metz.

1326 erfolgte die Verpfändung Blieskastels durch den Bischof von Metz an die lothringischen Herren von Finstingen. Seit 1337 endgültig in kurtrierischem Besitz überließ Erzbischof Jakob aus Geldnöten die Hälfte der Rechte dem Ritter Friedrich von Lewenstein.

Auf seinem Kriegszug gegen Trier überfiel 1522 Franz von Sickingen den Flecken Blieskastel und brannte die kleine Siedlung nieder. 

Die fortdauernde finanzielle Misere führte 1533 abermals zur Verpfändung Blieskastels, diesmal an den Grafen Philipp II. von Nassau- Saarbrücken.

Diese dachten aber nach der Kündigung der Pfandschaft nicht an die Rückgabe des kurtrierischen Amtes Blieskastel mit dem gleichnamigen Ort und mussten 1634 durch den Erzbischof Christoph von Sötern mit Gewalt dazu gezwungen werden.

Mittlerweile forderte auch der 30-jährige Krieg seinen Blutzoll im Bliesgau. So befanden sich nach einem Bericht aus dem Jahre 1651 im ganzen Amt Blieskastel nur noch 47 Haushaltungen, vier davon in Blieskastel, welche nur noch drei Pferde und eine Kuh besaßen.

Rathaus, Foto: atreyu

Die Entwicklung Blieskastels, oft als »barockes Kleinod« des Saarlandes bezeichnet, ist eng mit dem Geschlecht derer »von der Leyen« verknüpft.

Diese uralte, von der Mosel stammende Familie, erhielt erstmals 1456 durch die Heirat des Georg I. von der Leyen mit der Eva Mauchenheimer aus Zweibrücken Rechte und Güter in und um Blieskastel.

Ein glücklicher Umstand für die »von der Leyen« und ihre Familienpolitik war die Wahl Carl Caspars von der Leyen zum Kurfürsten und Erzbischof von Trier im Jahre 1652. 

Mit politischer Weitsichtigkeit und den nötigen Geldmitteln versehen, erkannte Carl Caspar die günstige Gelegenheit, die sich der Familie nun nach Beendigung des 30-jährigen Krieges bot, im Amt Blieskastel zu einer zusammenhängenden Besitzung zu gelangen.

Der im Bliesgau ansässige Adel war durch die Kriegszerstörungen seiner Güter verarmt und daher bereit, seine unrentabel gewordenen Besitz- und Lehensrechte zu veräußern.

Bliesbrücke, Foto: Mstp 77

Mit der finanziellen Unterstützung seiner beiden Brüder, den Freiherren Hugo Ernst und Damian Hartard, späterer Kurfürst von Mainz, betrieb Carl Caspar von der Leyen in den folgenden Jahren beharrlich und systematisch die Ausweitung des Leyenschen Besitzes im Bliesgau.

In seiner Amtseigenschaft als Kurfürst von Trier übertrug er mit Zustimmung des Domkapitels am 12. Januar 1660 das Haus und Amt Blieskastel den Freiherren von der Leyen. Dieses Geschlecht hatte nunmehr über mehrere Generationen das Land an der Blies als Mannlehen in ihrem Besitz.

Bereits 1661 begannen die Arbeiten am neugeplanten Schlossbau, der an der Stelle der alten Burganlage entstehen sollte. Baumeister war der Kapuzinerfrater Bonitius. 

Mit der Erbauung des noch erhaltenen »Langen Baues«, der sogenannten »Orangerie«, schufen die Freiherren von der Leyen das wohl eindrucksvollste Renaissancegebäude in ganz Südwestdeutschland.

Orangerie, © Rüdiger Kratz auf wikipedia.de

Anlässlich der Heirat seines Sohnes Friedrich Ferdinand übereignete Graf Carl Caspar Franz von der Leyen diesem 1733 u.a. das Amt und das Dorf Blieskastel. 

Friedrich Ferdinand wohnte seitdem mit seiner Familie überwiegend im hiesigen Schloss und siedelte erst 1739, nach dem Tode seines Vaters, zur Amtsübernahme nach Koblenz um.

Der Aufschwung für Blieskastel begann nach 1733, als der regierende Reichsgraf Franz Carl von der Leyen und seine Gemahlin Marianne, geb. Dalberg, aus verschiedenen Gründen ihre Residenz in das hiesige Schloss verlegten.

Damit begann die Glanzzeit Blieskastels. Von der regen Bautätigkeit des Grafen zeugen noch heute stattliche Palais in spätbarockem Stil, das heutige Rathaus I, vormals Oberamts-, Zucht-, Arbeits- und Waisenhaus; die Franziskaner-Klosterkirche (die heute sogenannte »Schlosskirche«) sowie der großzügig gestaltete Paradeplatz.

Marianne von der Leyen (1745-1804)

Unter der »Großen Reichsgräfin« Marianne von der Leyen, einer geborenen Gräfin von Dalberg, entstand in Blieskastel ein bedeutendes Kulturzentrum. Eine rege Bautätigkeit entfaltete sich. Das Residenzschloss wurde weiter ausgebaut und auf dem Schlossberg entstand eine Reihe hervorragender Palais und Herrenhäuser für die Hofbeamten der kleinen Residenz, darunter das sogenannte »Schlösschen«, das dem Zweibrücker Baudirektor und Architekten Christian Ludwig Hautt zugeschrieben wird.

Daneben wirkten kleinere Baumeister, wie A.G.F. Guillemard aus Longwy, Matthias Weysser und Peter Reheis und der Zimmermeister Franz Schmitt.

Am 1. Januar 1775 wurde Blieskastel zum Oberamt erhöht. Am 26. September des gleichen Jahres starb der regierende Graf. Seine Witwe, die Gräfin Marianne, übernahm die Amtsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn.

Mit der Französischen Revolution wurden die von der Leyen 1793 vertrieben. Sie konnten sich der drohenden Verhaftung durch französische Revolutionstruppen nur durch eine abenteuerliche Flucht entziehen. Ihr Residenzschloss wurde geplündert und in der Folge zerstört. Die Reste sind 1802 abgerissen worden.

1795 kam Blieskastel, wie das ganze linksrheinische Gebiet, unter französische Regierung. 1798 wurde Blieskastel zum Kantons-Hauptort im Saardepartement ernannt.  

Schlangenbrunnen

Anlässlich seiner Kaiserkrönung ließ Napoleon als Geschenk an die Blieskasteler Bürger den »Napoleons-«, im Volksmund »Schlangenbrunnen« (siehe Bild links) genannt, errichteten. 

Als im Jahre 1804 Napoleon die Völkerschlacht bei Leipzig verlor, stand das zu Frankreich gehörende Gebiet links des Rheines zunächst unter der Zentralverwaltung der siegreichen Staaten.

Der Kanton Blieskastel stand ab 1814 unter einer kaiserlich-königlich österreichischen und königlich-bayerischen gemeinschaftlichen Lands-Administration.

Am 14. April 1816 schlossen Österreich und Bayern ein Kompensationsgeschäft, wonach dem Königreich Bayern der »Rheinkreis«, die spätere Pfalz, zugeteilt wurde.

Dadurch wurde der Kanton Blieskastel am 1. Mai 1816 der Kreisdirektion Zweibrücken unterstellt, die Bevölkerung Blieskastels war dann bayerisch.

Anlässlich der Erbauung der wichtigen neuen Straße Blieskastel-Biesingen errichteten 1823 die »Bürger des Städtchens Bliescastel« zur Huldigung des bayerischen Königs die sogenannte »Maximilian-Säule«.

Die industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts führte an Blieskastel vorbei. Ausschlaggebend waren hierfür die neuen Verkehrsmittel, die auf neuen Wegen, besonders zu den Kohlenrevieren hin, eingerichtet wurden.

Herkulesbrunnen, © fracademic.com

Der vormalige Blieskasteler Provinzort St. Ingbert wuchs durch Kohle und Bahn zu einer großen Siedlung. 1902 wurde St. Ingbert Kreisstadt und Blieskastel gehörte von da an zum Kreis St. Ingbert.

In den folgenden Jahrzehnten war die politische Entwicklung Blieskastels identisch mit der wechselvollen Geschichte des Saarlandes. 

Von 1920 bis 1935 gehörte Blieskastel zum Saargebiet, das mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt wurde. 1935 erfolgte nach der Volksabstimmung die Rückkehr des Saargebietes und somit auch Blieskastels zum Deutschen Reich.

Die Bevölkerung des Saarlandes - so die offizielle Bezeichnung seit dem 1. März 1935 - erlebte in den folgenden zehn Jahren der braunen Diktatur Repressionen und Terror gegen politisch Andersdenkende sowie gegen die religiös und rassisch Ausgegrenzten und Verfemten; sie mussten die Schrecken des Luftkrieges und die der Kampfhandlungen zu Land durchleben.

Die Blieskasteler mussten zudem wie die anderen Bewohner der »Roten Zone« die Evakuierungen im ersten und letzten Kriegsjahr über sich ergehen lassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Stadt Blieskastel zunächst in der französischen Besatzungszone und von 1947 bis 1956 im (teil-)autonomen Saarland. Nach der Ablehnung des Saarstatuts bei der Saarabstimmung von 1955 kam 1957 die politische und 1959 die wirtschaftliche Angliederung an die damalige Bundesrepublik.

Aufgrund der reizvollen Landschaft und der heilklimatischen Verhältnisse wurde Blieskastel staatlich anerkannter Kneipp-Kurort. 


Blieskastel ist auch bekannt als Wallfahrtsort

Tausende pilgern jährlich zur historisch interessanten und sagenumwobenen Pietà »Unser liebe Frau mit den Pfeilen« (siehe Bild links), in die über 300 Jahre alte Heilig-Kreuz-Kapelle. Vor ihr stehen auch noch zwei ›Schächerkreuze‹ (siehe Bild unten rechts), die als die ältesten Großplastiken des 17. Jahrhunderts im Saarland gelten.

Um den Weiher des Blieskasteler Stadtteiles Niederwürzbach, ein Naherholungsgebiet, gruppieren sich mit dem »Roten Bau«, dem »Annahof« und dem Rest der »Philippsburg« noch barocke Bauten aus der Leyenschen Zeit. 

Foto: © Mstp77

Der barocke Kern von Blieskastel selbst wurde mit 154 Einzeldenkmälern zum Denkmalschutzgebiet »Alt Blieskastel« erklärt.

Dass die Stadt Blieskastel gewillt ist, ihrer Vergangenheit eine Zukunft zu geben, zeigt sich unter anderem auch an der Sanierung der Altstadt und der Eröffnung der Fußgängerzone, die die Erfordernisse der Gegenwart mit dem historischen Stadtbild in Einklang bringt.


Quellen: wikipedia.org; blieskastel.de